Richtplananpassung

Bericht aus der Grossratssitzung vom 27. Juni 2017

von Monika Küng, Grossrätin, Grüne

 

Richtplananpassungen

Mutlose Zukunftsplanung ohne tatsächliches Überdenken der heutigen Probleme bringt den Kanton Aargau auf Abwege anstatt auf Velo und Fusswege.

Der Grosse Rat hat am Dienstag eine OASE im Richtplan festgesetzt, welche auf Grundsätzen der Verkehrsplanung der 70iger Jahre beruht.

Noch immer werden Agglomerationen strassentechnisch an grössere Zentren angebunden und die Zentren müssen dann vom motorisierten Individualverkehr entlastet werden.

Was nach Entspannung tönt, hat mit tatsächlicher Entlastung wenig zu tun: Das Gesamtkonzept Ostaargauer Strassenentwicklung, kurz eben OASE, will für den Osten des Kantons die Voraussetzungen schaffen, damit auch die nächsten Jahrzehnte für ausreichende Auto- Mobilität gesorgt ist.

Dass man, gerade was grössere Bauprojekte wie Umfahrungen oder Tunnelerweiterungen angeht, weit im Voraus planen muss, folgt der Natur der Sache. Auch scheint es wichtig und korrekt, schon heute an den Anschluss der Agglomeration an die Zentren zu denken. Ein Richtplan zur Strassenentwicklung aber, der die bereits bekannten Probleme als Randnotiz erscheinen lässt, ist ungenügend. Das Projekt OASE erwähnt zwar, dass vermehrt auch auf den öffentlichen Verkehr und auf nicht motorisierte Individualmobiliät (sprich: Velos) gesetzt werden soll, der Fokus der Planung aber liegt eindeutig auf der Erweiterung der Kapazitäten für den Autoverkehr.

Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass Mobilität ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft ist. Die Distanzen zwischen Wohn- und Arbeits- oder Ausbildungsort werden immer länger, die sozialen Netzwerke konzentrieren sich nicht mehr nur auf die eigene Gemeinde, und der Wochenendtrip zum Einkaufen ins Ausland ist Normalität. Dass wir an heiklen Grenzen stehen, was die Umweltverträglichkeit dieses Mobilitätsbedürfnisses angeht, ist offensichtlich. Wenn man nun aber in der Planung der Strassenentwicklung nicht einmal versucht, den motorisierten Verkehr einzudämmen, begeht man einen schweren Denkfehler. Denn: Den Status Quo weiterhin garantieren zu wollen, ist keine Lösung. Um eine tatsächliche Verbesserung der Verkehrssituation herbeizuführen, muss «Entlastung» visionärer betrachtet werden. Der Richtplan OASE sieht glücklicherweise auch eine Stärkung des Fuss- und Radverkehrs vor. Wenn man aber gleichzeitig (und das wohlgemerkt in einer Zeit der finanziell prekären Prognosen) Riesenstrassen wie die Umfahrungen Brugg und Baden andenkt, verschiebt man nur das Problem. Die Frage ist nämlich nicht, wie wir garantieren können, dass alle Leute möglichst bequem mit ihrem Auto täglich mehrmals den Kanton durchqueren können. Die Frage muss sein, wie wir diese Fahrten unnötig machen können.

Aus Sicht der Grünen müsste bei der Verkehrsplanung visionärer geplant werden.. Denn eine wahre Entschärfung all jener ökonomischen, ökologischen und schlussendlich auch sozialen Probleme, welche Mobilität mit sich bringt, kann nur durch radikales Umdenken erreicht werden. Die Politik, die Verkehrsplaner und vor allem die Bürgerinnen und Bürger müssen einsehen, dass wir einzig auf die Alternativen zum motorisierten Individualverkehr setzen sollten.

(Monika Küng ist Grossrätin der Grünen/Bezirk Bremgarten im Grossrat des Kantons Aargau)